In Blackhills

Greenside, Moray

Die zwei zum Estate gehörenden, zu seinen Lebzeiten von Max als Hauptwohnsitz gepachten  Cottages, befinden sich im Osten Schottlands, ganz in der Nähe der Nordsee. Die nächste größere Stadt ist Elgin. Während meiner Schottland-Aufenthalte hatte ich mehrmals Domizil in diesem Estate bezogen, jedoch  nicht in seinem "Haupthaus" gewohnt. Gekannt ja, denn In seinen aktiven Jahren war Max ja ständig unterwegs und hatte mir auch  schon davor Greenside gezeigt. Auf der letzten Reise 2008 stellte er mir dann im größeren Haus ein Gästezimmer zur Verfügung.


Die Ruhe dort war fantastisch. Am Morgen weckten mich lediglich auf der Weide stehende Kühe. Da Max ständig zu tun hatte, bin ich oft allein durch die Gegend gestreift und habe die Seele baumeln lassen. Alleinsein war ich zwar gewöhnt, in Schottland ist das aber doch noch was anderes. Die Cottages und Farmen dort liegen nämlich für unsere Begriffe sehr weit auseinander und das Wissen darum erzeugt ein merkwürdiges Gefühl, fast eins von Verlorenheit. Sogar diese Stille trägt dazu bei, denn auch sie ist eine andere als in unseren heimischen Wäldern.

 


Ein echtes Kleinod im Blackhills Estate ist "THE GARDEN".
Auf zwei der Reisen hatte ich in weiteren, anderen Cottages des Estates gewohnt und war in Begleitung angereist. Sie werden noch heute vom Besitzer an Feriengäste vermietet. Es betraf die Häuser "The Bungalow" und das "Garden Cottage", zumindest ein Teil davon, denn das ist groß.

Bei Blackhills Garden handelt es sich um einen bedeutenden naturalistischen Waldgarten aus dem      20. Jahrhundert mit 360 verschiedenen Rhododendrenarten auf rund 30 ha, einschließlich seltener Sorten aus China-Himalaya, einem fantastischen Waldbestand und einer gartenarchitektonisch beeindruckenden Anlage. Blackhills House Gardens liegt nur sechs Kilometer südöstlich der Stadt Elgin in der flachen Küstenebene von Moray. Zum Estate gehört auch noch eine bekannte Pottery und all das steht (schon sehr lang) unter der Regie und ist im Besitz der Familie Christie.

Im Folgenden zwei Videos mit eigenen Aufnahmen vom "Garden"  sowie des Bungalow-Cottage mit näherer Umgebung, in welchem ich bei einer Reise im Mai gewohnt habe.  Eben dann, wenn sich die Pracht der Rhododendren zeigt.

              

Apropos, Landbesitz. Die Hälfte der ländlichen Flächen Schottlands gehört nur 432 Grundbesitzern, heißt es. Mit dem käuflichen Erwerb eines kleinen Hauses und Gartens ist da nichts. In Schottland bedeutet es pachten. Und so hielt es damals auch Max.


Der Blackhill

Die für mich jedes Mal emotional schönste Tour, führte mich auch 2008 auf den angrenzenden, namensgebenden Blackhill hinauf. Im Folgenden zwei Google-Maps-Aufnahmen, um die Lage besser zu verdeutlichen.


Ich hatte mich schon lange zuvor darauf gefreut, mal wieder diese herrliche Aussicht von dort genießen zu können. Als es so weit war, brauchte ich aber wegen der Kühe auf den Weiden unterhalb des Hills (und meines "Respekts" vor ihnen) etliche Anläufe, um einen Weg zu finden, auf dem ich ihren nicht kreuzen musste. Die Sonne schien, es wehte ein kräftiger Wind. Er pfiff durch die Heidebüsche, ab und zu vernahm ich den hohen Ruf des Brachvogels. Ich habe die Tour hinauf sehr genossen und immer wieder Pausen eingelegt, um diese faszinierende Landschaft zu betrachten und all die Eindrücke überhaupt zu verarbeiten.

Der Blick vom Gipfel ist unbeschreiblich. Auf der einen Seite sieht man am Horizont das Blaugrau der Nordsee und auf der anderen schaut man weit über die Heide hinüber zu den Highlands. Auf dem Hill wurde mir wieder bewusst, welch klitzekleiner Teil, welch unbedeutendes Pünktchen ich in dieser scheinbaren Grenzenlosigkeit bin. Ich fühlte mich aufgehoben und geborgen, gleichzeitig einsam. Solch widersprüchliche, aber auch sehr tiefgehenden Gefühle, kenne ich nur von hier.

Diese Weite ist ungewohnt für jemanden, der aus solch dicht besiedeltem Gebiet wie Deutschland kommt. Irgendwo um die Ecke liegt da selbst in ländlichen Gebieten bereits das nächste Gehöft. Geht man spazieren, begegnet einem garantiert ein Wanderer. Nicht so in Schottland. Man ist stundenlang für sich und nicht mal in der Ferne ist ein Fahrzeug zu entdecken. Da ist.... einfach nichts, außer einem selber, Heide und nochmals Heide, der Wind und einige Tiere, falls man Glück hat und sie  erspäht.

Als ich zu Max zurückkam und darüber sprach, meinte er, dass man erst wirklich wisse, was  Einsamkeit ist,  wenn man dort wochenlang im Winter durch den Schnee von der Außenwelt abgeschnitten sei, ohne Telefon oder Strom. Wir kennen so etwas für gewöhnlich nicht. In Schottlands Weiten ist das Leben eben noch ein anderes.

Panoramabild

Ein "normal" aufrufbares Panoramabild, ohne Ruffle. Panoramen vermitteln ja irgendwie den Eindruck, als ob man selbst dort stünde.
 



Wenn ich zu innerer Ruhe finden möchte. stelle ich mir noch heute vor, ich stehe wieder auf dem Blackhill und schau in die Weite. Im Panorama ist an einer Stelle auch die dortige Geräuschkulisse vorhanden: Der meist über die Heide pfeifende Wind, die Rufe des Brachvogels, auch mal ein Moorhuhn (Red Grouse) oder aus der Ferne ein Fasanenruf.
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