Blackhills

Im Blackhills Estate hatte ich während meiner Reisen zwar schon zuvor einige Male gewohnt, doch ist das Estate sehr groß und besitzt etliche bewirtschaftete Cottages. In zweien hatte ich schon Domizil bezogen gehabt.  2008 war ich in Greenside direkt in Max' Cottages zu Gast.

Die Ruhe dort ist überwältigend. Am Morgen weckten mich nur ein paar auf den Weiden stehende Kühe. Ich habe viele Spaziergänge unternommen, nach Rehwild Ausschau gehalten, bin auch mal mit Max' Hund Bracken durch die Gegend gestreift oder habe einfach die Seele baumeln lassen. Ich bin zwar Alleinsein gewöhnt, in Schottland ist das aber doch noch etwas anderes. Die Cottages liegen für unsere Begriffe sehr weit voneinander entfernt und das Wissen darum erzeugte ein merkwürdiges Empfinden von Verlorenheit. Sogar die Stille trägt dazu bei und ist eine andere als in heimischen Wäldern.

Die schönste Tour führte mich auf den angrenzenden Hill hinauf. Ich hatte mich schon zuvor darauf gefreut, mal wieder die herrliche Aussicht von dort genießen zu können. Als es so weit war, brauchte ich aber wegen der Kühe auf den Weiden unterhalb des Hills (und meiner Abneigung gegen sie) etliche Anläufe, um einen Weg zu finden, auf dem ich ihren nicht kreuzen musste. Die Sonne schien, es wehte ein kräftiger Wind. Er pfiff durch die Heidebüsche, ab und zu vernahm ich den hohen Ruf des Brachvogels. Ich habe die Tour hinauf sehr genossen und immer wieder Pausen eingelegt, um diese faszinierende Landschaft zu betrachten und diese Eindrücke überhaupt zu verarbeiten.

Der Blick vom Gipfel ist unbeschreiblich schön: auf der einen Seite sieht man am Horizont das Blaugrau der Nordsee und auf der anderen schaut man weit über die Heide. Auf dem Hill war es, als sei man ein klitzekleiner Teil, ein unbedeutendes Pünktchen in dieser scheinbaren Grenzenlosigkeit... Ich fühlte mich aufgehoben und geborgen, aber zur gleichen Zeit auch fürchterlich allein. Solch widersprüchliche, aber auch sehr tiefgehenden Gefühle, kenne ich nur von hier.

Diese Weite ist völlig ungewohnt für jemanden, der aus solch dicht besiedelten Gebieten wie Deutschland kommt. Irgendwo um die Ecke liegt da selbst in ländlichen Gebieten das nächste Gehöft. Geht man spazieren, begegnet einem garantiert ein Wanderer. Nicht so in Schottland. Man ist stundenlang alleine und nicht mal in der Ferne ist ein Fahrzeug zu entdecken. Da ist.... nichts, außer einem selbst, Heide und nochmals Heide, der Wind und einige Tiere, falls man Glück hat und sie tatsächlich erspäht.

Als ich zu Max zurückkam und darüber sprach, meinte er, dass man erst wirklich wisse, was  Einsamkeit ist, weil ich mich ja streckenweise so gefühlt hatte, wenn man da wochenlang im Winter durch Schnee von der Außenwelt abgeschnitten sei. Ohne Telefon oder Strom.

In Schottlands Weiten ist das Leben eben immer noch ein ganz anderes.

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