WEIT UND SCHÖN
Freundschaften und Jagd ermöglichten mir etliche Reisen nach Schottland und die Möglichkeit, das Land von Beginn an "integrierter" kennenzulernen.
Die erste Reise führte mich Ende Februar 1999 nach Dirnanean/Perthshire. Mitten in der Nacht in meinem neuen Heim angekommen, ist mir der erste Morgen in diesem Land noch beeindruckend in Erinnerung geblieben. Die Sonne schimmerte durch die schweren, dunkelroten Samtvorhänge meines Zimmers. Allmählich realisierte ich, wo ich mich befand, öffnete die Vorhänge und blickte direkt auf die sonnenbeschienenen, schneebedeckten Gipfel der Highlands. Diesen Anblick und das überwältigende Gefühl werde ich nie vergessen.
Jedes Mal, wenn ich wieder nach Schottland kam, fühlte ich mich erneut wie zu Hause. Bereits auf der Fahrt vom Flughafen zum Quartier nutzte ich die erste Gelegenheit, um in die Heide der Highlands ein Stückchen zu laufen. Es gab eben nichts Schöneres, als durch die Weite der Hügel zu streifen. Das war Freiheit pur. Der Ruf der Brachvögel, das Pfeifen des Windes über den Heideflächen, das Rascheln der trockenen Heidestengel unter den Füßen... Die Töne der Zivilisation waren hier endlich nicht mehr allgegenwärtig.
Im Frühjahr hing der Kokosgeruch des Stechginsters in der Luft. An den Straßenrändern, in den Parks und Wäldern blühte der Rhododendron, der in Schottland durchaus Baumhöhe erreichen kann.
Von den Hügeln in der Umgebung Blackhills (Morayshire), in unmittelbarer Nähe von Elgin, konnte man über die Hills der Highlands und auf der anderen Seite zur Nordsee schauen. Diese Vielfalt und Abwechslung, die dieses Land zu bieten hat, ist umwerfend.
Für den Fotografen ist Schottland ein Paradies. Das klare Licht fasziniert. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt für kräftige Farben, die ziehenden Wolken für Schattenspiele, scharf konturiert. Leider hatte ich auf den früheren Reisen hauptsächlich die Filmkamera benutzt und daher stehen, im Verhältnis zum Gesehenen, zu wenig hochwertige Fotos aus dieser Zeit zur Verfügung.
Auf meiner letzten Reise im September 2008 konnte ich Schottland endlich auch zur Zeit der blühenden Heide bereisen. Dass es meine letzte Reise zu meinem Freund sein würde, konnte ich damals freilich nicht ahnen. Er verstarb im Dezember 2008.
Um den vielen Eindrücken gerecht werden zu können, hatte ich mich zu dieser Webseite entschlossen, die nun überarbeitet wurde. Fast ein Erinnerungsbuch, das eventuell Lust auf eigenes Entdecken macht.
Ich selbst werde wohl nicht mehr nach Schottland reisen. Es ist ein anderes Land geworden, seit es Max nicht mehr gibt. Ich würde nur als Tourist durch die Gegend streifen und nicht mehr daheim sein.
Deagh dhùrachd!